Fachveranstaltung Saarbrücken
Maik Scheffler
Maik Scheffler
Mit dem Ziel des Beleuchtens möglicher Hintergründe und Motive für den Einstieg in Radikalisierungsprozesse aber auch der Frage, was Menschen bewegt, diese wieder zu verlassen und welche Rolle Fachkräfte dabei spielen können veranstaltete eine Kooperationsgemeinschaft, bestehend aus der Fach- und Vernetzungsstelle Salafismus im Saarland Yallah! und dem Respect.lu Centre contre la radicalisation aus Luxemburg eine Fachveranstaltung mit Workshops und Impulsvorträgen im Saarländischen Justizministerium.
Foto: Respect.lu
Neben den wichtigen Institutionen und Trägern ua. das Ministerium der Justiz im Saarland und dem Ministerium für Familie, Integration und die Großregion aus Luxemburg sowie dem Bundesprogramm Demokratie leben! und der Forschungs- und Transferstelle Gesellschaftliche Integration und Migration (GIM) der HTW Saar, nahmen Multiplikatoren der Sozialarbeit, Lehrer und Lehramtsstudenten und verschiedene zivilgesellschaftlich engagierte Menschen an dieser Fachveranstaltung teil.
In Vorbereitung auf die Workshops in denen interaktiv der Verlauf des Einstiegs und der Radikalisierungs- bzw. Rekrutierungsprozesse zum einen im Salafismus und zum anderen im Rechtsextremismus verklart werden sollte, referierten Peter Kagerer (respect.lu) und Behnaz Abdan (Yallah!) zu den Themen „Radikalisierung – Nur Katastrophe oder auch Chance?“ und „Orte der Radikalisierung – Orte der Prävention?“.
Eindrucksvoll stellte Kargerer negative und positive Narrative der Radikal-Definition gegenüber und beleuchtete innere Antriebe der Radikalisierung (Push) unter Bezugnahme auf das Angebot im Extremismus (Pull). Über Auslöser, wie die aktuelle Frustration oder kultureller Veränderungen über Polarisierung mittels des „Wir vs. Sie“ oder den Pushers and Joiners verdeutlichte Kagerer am Ende die Denkkurve der Radikalisierung bis hin zum Terrorismus mit den Denk- und Gefühlsmustern:
it’s not right, it’s not fair, it’s your fault………. you‘re evil!
Behnaz Abdan sensitivierte auf die Prozesse der kognitiven bzw. der gewalttätigen Radikalisierung und stellte in einer Tiefenanalyse über die gesellschaftlichen Herausforderungen in der Jugendphase gegenüber den Angeboten radikaler Gruppen, hin zur Phase der Orientierungslosigkeit bis zum Moment der kognitiven Öffnung eine umfängliche Liste möglicher Handlungskompetenzen der primärpräventiven Hilfe. Bezogen auf den Salafismus und mittels des BKA Forschungsberichtes zu Radikalisierungshintergründen stellte Behnaz Abdan insbesondere die Rollen der islamischen Moschee, des Internets sowie des Strafvollzuges heraus und dem entgegen, die möglichen Handlungsfelder und Einflussmöglichkeiten ihrer Fachstelle.
Für die Workshops „Einstieg und Radikalisierung“ referierten für Exit-Deutschland, Maik Scheffler und für den Bereich Salafismus, Dominic Schmitz. Beide Ausgestiegene gaben mittels ihrer eigenen biografischen Abrisse interessante Einblicke in ihre subjektiv erlebten Phasen der Persönlichkeitsentwicklung(veränderung), ihrer Gefühlsebenen und den inneren Kampf mit sich selbst in einem ständig konträren Verhältnis zwischen Manipulationsblase und Lebenswirklichkeit. In einer abschließenden Podiumsdiskussion verdeutlichten sich enorme Gleichnisse zwischen -im Grunde völlig verschiedenen Extremismusformen und ihren jeweiligen Glaubenssätzen.
Exit-Deutschland