Montag, 25. Juni 2018

Soziales Engagement ehemaliger Extremisten als Chance für außen und innen – AK-Exit.


Im viel umwobenen Kampf gegen -Rechts- befindet sich so mancher. Die gängige Vorgehensweise reicht von investigativer Öffentlichkeitsarbeit über Mainstream konformen Außendarstellungen bis hin zu aggressivem Verfolgen, Outen und Prangern. All diese Seiten öffnen dem Nischen-Denken und Schubladen-Markt Tür und Tor. Sind sie aber wirksam gegen ein gesellschaftliches Phänomen? Helfen sie Opfern extremistischer Handlungen? Sind sie geeignet, die demokratische und mitmenschliche Gesellschaftslandschaft wieder attraktiv für diejenigen zu machen, welche im Extremismus Antworten, Ventil oder Anerkennung such(t)en? Die aktuelle Entwicklung verschiedenster extremistischer Strömungen verneint das klar und bei genauerer Betrachtung ergibt sich bei organisierten medialen Netzwerken mittlerweile schon ein Existenzmodel, bei dem sich der Kämpfer am Feind eher nährt als den Frieden zu suchen……… Armeen, die nicht ohne Gegner sein können.




AK-Exit sieht sich weder als Plattform der reinen Darstellung mit subjektiver Normenvorgabe noch als weitere New’s unter vielen, zur Bedienung von Phantasmagorien und der menschlichen Einordnung nach einer ideologisch und gesellschaftlichen Momentaufnahme. Der Arbeitskreis ehemaliger Extremisten im Aussteigerprogramm Exit (AK-Exit) beschäftigt sich mit den Ansätzen der Psychologie, der Soziologie und der Politikwissenschaft zum Phänomen Rechtsextremismus und nutzt die individuellen Erkenntnisse sowie einen neu geschaffenen Wirklichkeitssinn der Aussteigerinnen und Aussteiger um mit derer Situationsanalyse in die Szenen der extremistischen Parallelgesellschaft gleichermaßen zu wirken, wie in die geschlossenen Lebenskonstrukte ideologischer Matrizen. Neben dieser Wirkung nach außen findet aufgrund der therapeutisch sinnvollen Offenlegung der einzelnen Schlüsselerlebnisse aus der aktiven Vergangenheit und den Gedankenwelten zu aktuellen Strategien und Geschehnissen des Rechtsextremismus auch eine geistige Auseinandersetzung mit der vertretenen Ideologie, der praktizierten Weltanschauung sowie des geprägten Menschenbildes statt, welche einen Aussteiger erst zum ehemaligen Extremisten formt und nachhaltig in die demokratische Werte- und Normengemeinschaft (re)-integriert.



Der psychologische Ansatz wirft z.B. einen Blick auf persönlichkeitsbezogene Merkmale des einzelnen als auch von Gruppen. Diese sind im Extremismus anders als pauschal verbreitet, durchaus verschieden. Es geht oft nicht um rein historisch ideologisch geprägte Überzeugungen als eher um ausgesprochen negative soziobiographische Hintergründe. Aussteiger, die durch ihre Gewaltaffinität zum Extremismus fanden, analysieren so ihre eigene psychosoziale und intellektuelle Entwicklung um sie in ihrer Selbsterkenntnis aktuell aktiven Extremisten vor Augen zu führen. Auch charakterliche und geschlechterspezifische Unterschiede ergeben sich aus der Verschiedenheit der Berichte.



AK-Exit verarbeitet neben dem Individuellen auch das gesellschaftliche Umfeld mit seinen vielfältigen Einflüssen um daraus entsprechende Handlungsstrategien und Kompetenzen zu entwickeln, welche gesellschaftlich vorbeugen können. Gesellschaftliche Veränderungen in ihrer derzeit rasenden Geschwindigkeit haben eine zunehmend Identität stiftenden Wirkung, welche schwer unterschätzt wird und in die Ausprägung des eigenen Selbstwertgefühls eingreift. Der Arbeitskreis macht so in die Szene hinein deutlich, wie z.B. Verunsicherung und Ersatzsuche für (vermeintlich) verloren gegangene kollektiven Identitäten entstanden sind und wie sie die Rekrutierer des Rechtsextremismus nutzen um durch Manipulation neue Realitäten zu schaffen.



Auch ehemaligen Extremisten waren zum Teil einmal Rekrutierer und nutzten besonders die medialen Möglichkeiten. Politikwissenschaftlich berichtet AK-Exit, wie die Gesellschaft die „Wirklichkeit in der Gesellschaft“ tatsächlich wahrnimmt und darauf reagiert bzw. wie man diese Wirklichkeit perfide steuerte um Meinungen zu schaffen. Die Akteure der Website aber auch Projekte von Exit-Deutschland, wie „Hass hilft“ oder „Rechts gegen Rechts“ sind aktiv in den sozialen Netzwerken unterwegs um diese Strategeme aufzudecken und abzuschwächen.

Extremistisches Gedankengut kommt wie der bekannte Computervirus durch Hintertüren. Diese Seite ehemaliger Extremisten kann vorhandene Schutzprogramme verbessern und neue Firewalls aufbauen um die gesellschaftlich-demokratische Grundordnung zu schützen. Dabei entwickeln sich Website und Akteure gleichermaßen weiter, wovon unsere Gesellschaft so viel Nutzen ziehen kann, dass sie den Rechtsextremismus real und nachhaltig schwächen kann.

Maik Scheffler
Arbeitskreis ehemaliger Extremisten

„Allein kommt man da nicht mehr raus!“ - Maik Scheffler, Aussteiger aus der rechten Szene, besuchte Neustädter Schulen

Neustadt. Maik Scheffler lächelt freundlich. Er ist ein zuvorkommender, sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch. Seine Stimme ist warm u...