Verrat?.... oder Rückkehr
zur Vernunft des Denkens?
Eines haben alle Formen des Extremismus gemein. Sie
definieren den Mensch gemäß ihrer Ideologie, Weltanschauung oder nach Auslegung
ihres Glaubens über Wert und Unwert. Für Abweichler, Zweifler oder gar
Abtrünnige gilt eine klare Deklaration, welche sich zeitgleich der persönlichen
Ausstoßung des Einzelnen, zur absolut gültigen Doktrin für die verbleibende
Gemeinschaft zementiert. Extremistisch ausgelegte
Religionen und Sekten deklarieren den Wert eines Menschen dann als Ungläubigen,
die Glaubensgemeinschaft des politischen Extremismus nutzt den Begriff
„Verräter“ als Stigma.
Das Mal des Verrates haftet so ziemlich jedem Aussteiger an,
insbesondere dem politischen. Dieser Begriff wirkt nach innen und außen.
Niemand will ein Verräter sein, schon gar nicht wenn seine wertlichen
Leitlinien aus Ehre und Treue bestehen. Der Zweifler im Inneren schluckt den
Zweifel herunter und geißelt sich selbst. Der Abtrünnige gerät in eine
Identitätskrise und verliert unter Umständen seine charakterliche Reputation in der
Gesellschaft. Es gilt nicht nur für den Aussteiger sondern auch für die
Gesellschaft, sich mit diesem Totschlag-Wort auseinanderzusetzen, will man am
Ende nicht zum Opfer bzw. Handlanger des Extremismus werden.
Ich habe dies getan und festgestellt, dass diese
Deklaration gerade dann weder logischen noch moralischen Bestand haben kann,
wenn die Gegenspieler des Verrats, nämlich
Loyalität, Glaube und Gewissen selbst aus der Perfidität heraus entstanden und
in eine geistige Abhängigkeit führten. Jede Form des Extremismus erschleicht
sich somit in niederträchtiger Art und Weise das Vertrauen seiner Anhänger u.a.
mittels Täuschung, Manipulation und dem Spielen auf der emotionalen Klaviatur
derer, welche nach Lösungen und Antworten suchen. Der Verrat bedingt also klar
der Perfidität. Hat diese Niedertracht jedoch beim vermeintlich Verratenen selbst
ihren Ursprung so macht es den Verrat obsolet und wird zur geistigen Befreiung
auf Grundlage von Vernunft und freiheitlicher Entwicklung.
Innerhalb der politisch extremen Szene gilt der
Grundsatz; Wer nicht für uns ist, ist gegen uns! Dem halte ich entgegen; Nein,
ich bin nicht gegen Euch! Ich bin jedoch nicht mehr für die Lösungen und
Antworten derer, die Euch mittels einer falsch ausgelegten Weltanschauung im
geistigen Zwang halten und ich bin gegen all das, was ihr dadurch seid und tut….
Was ich war und tat! Der vernünftig denkende Mensch kann eine politische
Haltung haben und diese darf durchaus oppositionell bis hin zu revolutionär
sein. Die Vernunft des Denkens schließt dabei aber Hass und Hetze ebenso aus
wie Populismus und politisches Marketing, welches ausschließlich strategisch in
Programmatik und Erscheinungsbild vorgibt, dem momentanen Bedarf zu
entsprechen.
Wer aus diesem perfiden Konstrukt aussteigt ist kein
Verräter. Er begeht keinen Geheimnisverrat, weil dies auf den Heimlichkeiten
hinter der Fassade ruht. Wer Aussteiger, die zu
Andersdenkenden wurden zur `persona non grata‘ ausruft oder seine eigene
Angst vorm Hinterfragen mit der Schutzbehauptung; Verrat verschleiert, ist
weder Freund noch Kamerad, Genosse oder Glaubensbruder…. Er ist lediglich
Bestandteil eines ehemals gleichen Abhängigkeitsverhältnisses
mit dem Extremismus.
Politisches Engagement bedeutet heute für mich:
Informieren, tolerieren aber auch differenzieren.
Extremismus hingegen bedeutet: Rekrutieren,
Radikalisieren und dienlich auszunutzen.
Extremismus kann man nicht verraten, nur überwinden!